ADAC im Ausland – ein absolutes Trauerspiel

ADAC im Ausland – ein Erlebnis der besonderen Art, dass unsere Nerven stark beanspruchte.

Unsere Erfahrung mit dem ADAC im Ausland wollen wir so nie wieder erleben. Eigentlich dachten wir, dass man sich auf den Allgemeinen Deutschen Automobil Club umfassend verlassen könnte. Dem scheint aber nicht so zu sein. In Deutschland, wenn es um Kleinigkeiten wie Starthilfe geht, dann hat es bisher immer gut funktioniert mit der Hilfe. Aber dieses Mal, in Frankreich, wurden wir überwiegend in Stich gelassen und sehr herablassend behandelt. Wir durften uns wie Bittsteller fühlen. DANKE ADAC!

Was war passiert?

Es war ein sehr enttäuschendes Erlebnis mit dem ADAC dieses Jahr im Sommerurlaub in Frankreich. Wir befanden uns, an einem Freitag, glücklicherweise bereits auf der Rückreise. Wir kamen aus der Bretagne. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie kompliziert die Situation geworden wäre, wenn wir uns noch gut 700 km weiter westlich befunden hätten. Unsere Planung sollte uns über Belgien nach Deutschland führen und wir befanden uns auf der A2 aus Richtung Paris kommend. Kurz nach der letzten Mautstation (Gare de Peage de Hordain) auf der Autobahn Richtung Valenciennes fiel Alles aus und die Tachonadeln sackten auf Null ab. Das fühlte sich verdammt schlecht an!

Abschleppdienst wurde nicht vom ADAC
Dieser Abschleppdienst wurde nicht vom ADAC vermittelt

Es gab glücklicherweise einen Standstreifen, wenn auch eher schmal. Es ist ja schließlich einen staatliches Stück Autobahn und keine privatisierte Autobahn, die in Frankreich in der Regel von besserer Qualität sind.

Das Wohnmobil kam direkt neben einer Notrufsäule zum Stehen. Das sollte sich für uns als Vorteil erweisen. Nach dem Stillstand erfolgte das bekannte Prozedere. Erst einmal Pannenblinker an. Das sagt sich so leicht, wenn die Lichtmaschine die Batterie nicht mehr geladen hat. Es blinkte nur noch sehr zurückhaltend – aber immerhin. Im Fahrzeug haben wir zunächst die Warnwesten herausgeholt und übergezogen. Wir haben auch das Warndreieck so untergebracht, dass wir es von innen herausholen können. Dieses stellte ich in etwa 50 Meter Entfernung auf.

Inzwischen weiß ich, dass es in Frankreich verboten ist, sich auf dem Standstreifen aufzuhalten. Daher ist das Aufstellen eines Warndreiecks auf der Autobahn in Frankreich nicht erforderlich, ja sogar untersagt. Eine Leitplanke, hinter der wir uns hätten aufhalten müssen, gab es nicht. Es gab nur einen tiefen, mit Brennnesseln überwucherten Graben. Es bleib zum Aufstellen des Dreiecks also nur der Weg über den Standstreifen.

Einsatz der Starthilfe für Blinker

Danach ging es wieder zum Wohnmobil. Hierbei stellte ich fest, dass der Pannenblinker nicht mehr wirklich deutlich zu sehen war. Die Starterbatterie gab nicht mehr viel her. Also Motorhaube auf und unsere Starthilfe an die Batterie angeschlossen.

Diese Energiequelle reichte, dass die gelben Leuchten wieder heller erschienen und sogar bis zum Eintreffen des Abschleppdienstes hell blieben.

Schon der erste Anruf beim ADAC war seltsam und unbefriedigend

Nachdem wir uns also ein wenig abgesichert hatten, folgte um 20.27 Uhr der erste Anruf bei der Auslandsnotrufnummer vom ADAC. Es hat recht lange gedauert, bis eine Verbindung zustande kam. Der Gesprächspartner sprach, wie erwartet, deutsch.

Um die Panne zu melden, wurde – wie es üblich ist – zunächst ein Abgleich einiger persönlicher Daten vorgenommen. Wir wurden über unsere Verhaltensweise (Warnweste tragen, hinter Leitplanke gehen usw.) belehrt. Wir wurden im Gespräch aber nicht darauf hingewiesen, dass das Aufstellen eines Warndreiecks an der Autobahn in Frankreich verboten ist!

Anschließend mussten wir die Größe unseres Wohnmobils durchgeben. Schließlich wurden wir noch gefragt, wo wir uns befinden. Als wir sagten, dass wir uns direkt an einer Notrufsäule befinden und die Nummer der Säule durchgeben könnten, wurde uns vom ADAC-Gesprächspartner nur noch mitgeteilt, dass es dann ja einfacher wäre mit Hilfe dieser Säule direkt einen Abschleppdienst zu rufen. Wie gut unsere Kenntnisse der französischen Sprache sind, schien keine Rolle zu spielen.

Gespräch wurde vom ADAC Mitarbeiter schnell abgewürgt

Die Bemühungen seitens des ADAC waren somit erst einmal nach 9min 42sec beendet. Wir wurden als ADAC-Plus-Mitglied nicht an einen französischen Partner oder Abschleppdienst vermittelt, wie es beispielsweise im Presseportal vom ADAC beschrieben ist.

Die Notrufsäule stellte beim ersten Versuch keine Verbindung zu einem Hilfsdienst her. Offensichtlich war sie defekt. Auch ein zweiter und dritter Versuch hatten keinen Erfolg. Glücklicherweise befand sich an der Säule eine Rufnummer, die wir anrufen konnten. Hier war es definitiv erforderlich ausreichende Kenntnisse der französischen Sprache zu besitzen, um abzuklären, was genau unser Problem ist und wo wir uns befinden. Wer in dieser Situation nicht die Sprache kann, ist wirklich komplett verlassen vom ADAC.

Da ein Hinweisschild für die nächsten Autobahnabfahrt in Sicht war konnten wir sagen, wo wir uns befinden. Auch die Größe unseres Wohnmobils haben wir mitgeteilt. Eine freundliche Stimme sagte schließlich, dass es 30-45 Minuten dauern würde, bis Hilfe eintrifft. Das klappte sogar schneller.

Transport zu einer Werkstatt, die auch Samstags geöffnet ist

Da wir uns sicher waren, dass die Lichtmaschine defekt ist, wurde das Wohnmobil sofort für den Abtransport „verpackt“. Der Fahrer hatte uns angeboten, das Wohnmobil zu einer Werkstatt zu bringen, die auch Samstags geöffnet ist. Zudem handle es sich um einer Werkstatt für FIAT-Nutzfahrzeuge, sagte er. Das klang soweit gut und wir waren selbstverständlich einverstanden.

Während der Fahrt zur Werkstatt haben wir mit zwei Telefonen versucht einen Verbindung zum ADAC zu bekommen, was schon wieder wirklich lange gedauert hat. An der Werkstatt angekommen hatte es um 21.34 Uhr dann endlich geklappt. Der Fahrer hat die Kostenübernahme mit dem ADAC abklären können. Somit brauchten wir uns immerhin nicht auch noch damit beschäftigen. Auch wir haben noch einmal um 21.43 Uhr mit einem ADAC Mitarbeiter gesprochen und das weiter Vorgehen in einem 15 minütigen Gespräch besprochen.

Unser freiwilliger Verzicht auf Anspruch an den ADAC

Wir haben freiwillig auf eine uns zustehende Hotelübernachtung verzichtet. Der Standort der Werkstatt befindet sich in einem reinen Gewerbegebiet. Wir wollten das Wohnmobil in dieser Gegend nicht allein stehen lassen und irgendwie auch noch den Weg in ein Hotel organisieren. Außerdem machte die Werkstatt am Samstag um 8.00 Uhr auf. So konnten wir dort pünktlich alles Erforderliche für eine Reparatur in die Wege leiten. Die Nacht verbrachten wir also, wie viele Nächte zuvor, wieder im Wohnmobil. Es sprach alles dafür.

Der ADAC-Mitarbeiter war damit selbstverständlich einverstanden. Wir verursachten dadurch ja weniger Kosten, die der Automobil-Club hätte übernehmen müssen. Es wurde uns auch noch gönnerhaft gesagt, dass der ADAC sich kümmern würde, auch um einen Mietwagen und am nächsten Morgen sofort telefonischen Kontakt mit der Werkstatt aufnehmen würde. Soweit dachten wir immer noch, dass wir halbwegs anständig behandelt werden und der normale Ablauf weitergehen würde, wenn auch eine gewisse Überheblichkeiten (nach dem Motto: wir wissen schon was tun ist und wir sind die Entscheider) seitens der ADAC Mitarbeiter in den Telefonaten zu spüren war, insbesondere nachdem wir es wagten zu sagen, dass wir einen Mietwagen benötigen würden, der nicht nur für uns, sondern auch für Einiges aus dem Wohnmobil Platz haben müsste.

Der nächste Tag sollte noch beeindruckender werden

Die Nacht war zwar leise, aber die innere Unruhe ließ keinen wirklich erholsamen Schlaf zu. Deutlich vor 08.00 Uhr waren wir wach. Um für den Tag fit zu werden, haben wir schnell geduscht (ja, wir duschen im Womo!) und noch ein Heißgetränk zu uns genommen.

Die Werkstatt sollte um 08.00 Uhr öffnen. Kurz vorher kamen auch die Mitarbeiter der Werkstatt an. Unsrer Teepötte waren noch nicht leer. Dennoch sind wir erst mal zur Anmeldung der Werkstatt gegangen. Die Französisch-Kenntnisse reichten aus, um unser Problem zu schildern und kurz danach stand das Wohnmobil dank einer leistungsstarken Starthilfe in der Werkstatt über der Grube.

Die Werkstatt hatte sich sehr bemüht

Der Verdacht einer defekten Lichtmaschine hatte sich bestätigt. Ein Mitarbeiter hat dann auch sofort nachgesehen, ob eine passende Lichtmaschine im Lager zu finden ist. Leider war dem nicht so. Unsere Hoffnung, dass eine schnelle Reparatur eventuell möglich sein könnte, hatte sich schnell zerschlagen. Die Lichtmaschine, die allerdings von FIAT nicht mehr hergestellt wird, musste in einer alternativen Variante bestellt werden. Dies würde aber erst am Montag klappen, weil die Lieferanten Samstags nicht arbeiten. Zudem ist der August ja auch der Urlaubsmonat in Frankreich.

Vom ADAC war nichts zu hören, auch kein Anruf in der Werkstatt

Wir wussten also um die Probleme, das auf uns zukommen. Irgendwie müssen wir nach Hause kommen. Auch müssen wir uns um die Lebensmittel kümmern, die sich noch im Kühlschrank befinden. Wir hatten schon ein paar Leckereien eingekauft, die mit nach Deutschland sollten. (Der Kühlschrank konnte in der Werkstatt natürlich nicht im Gasbetrieb laufen.) Verschiedene technische Gerätschaften von Laptop bis Kamera und mehr wollten wir auch nicht im Wohnmobil lassen. Alles halb so wild, wenn wir den zugesagten Mietwagen bekommen, um den sich der ADAC kümmern wollte. Um das abzuklären rufen wir um 8.37 Uhr erneut bei der Auslandsnummer vom ADAC an und lassen uns zu den Mitarbeitern für Frankreich durchstellen.

Hier waren aber nur ausweichende Antworten zu vernehmen. „Wir kümmern uns, es ist schließlich Urlaubszeit und zudem noch Wochenende, habe Sie doch Geduld. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen“. Wir warten und es erfolgt kein Anruf vom ADAC. Inzwischen hatten wir der Werkstatt den Auftrag zur Reparatur erteilt und schriftlich festgehalten. Auch die zu erwartenden Kosten wurden uns mündlich mitgeteilt, einen genauen Preis konnte uns die Werkstatt aber noch nicht nennen.

Die Zeit wurde knapp

Wir rufen wieder beim ADAC an. Es ist inzwischen 10.09 Uhr. Die Antworten in dem kurzen Telefonat von 2 min 37 sek unterschieden sich nicht von denen vor 90 Minuten. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt auch noch keinen Kontakt mit der Werkstatt.

Die Werkstatt macht ab 12.00 Uhr Wochenende. Ab diesem Zeitpunkt haben wir keine Chance mehr das Wohnmobil in den sicheren, eingezäunten Bereich zu stellen. Also erschien es uns erforderlich das Wohnmobil zum Teil auszuräumen. Aber wie, wenn es keinen Mietwagen gibt?

Um 10.21 Uhr erhielten wir folgende SMS vom ADAC: “ Guten Tag, leider haben wir von der Werkstatt keine neuen Informationen. Wir melden uns am Montag.“ Soso, es hat doch tatsächlich mal jemand mit der Werkstatt gesprochen!!! Nachdem die Werkstatt durch uns ja nun schon seit fast 2,5 Stunden in Kenntnis gesetzt wurde. Und warum will sich der ADAC erst wieder am Montag melden? Mietwagen schon vergessen? Es wird immer schwieriger die Ruhe zu bewahren.

Ein letzter Anruf beim ADAC kurz bevor die Werkstatt in Wochenende geht

Ein letzter Anruf am diesem Samstag von unserer Seite erfolgte um 11.53 Uhr, kurz vorm Arbeitsende der Werkstatt. Er dauerte 8 min 37 sec. Auch wenn es fürs Unterstellen des Wohnmobils schon zu spät war (weil die Werkstatt ja bald schloss), so wollten wir doch endlich wissen, wie es mit einem Mietwagen aussieht, damit wir die wertvollen Gegenstände, verschiedene Kleidungsstücke und die Lebensmittel, die sich noch reichlich im Kühlschrank befanden, irgendwie nach Hause bringen könnten. In diesem Gespräch hat uns der Teamleiter (eine Herr Bret oder ähnlich) wissen lassen, dass innerhalb der folgenden 30 Minuten Klarheit darüber herrschen würde, ob es mit einem Mietwagen klappt.

Schließlich geschah um 12.12 Uhr die größte Frechheit dieses gesamten Vorgangs überhaupt. Es erschien eine SMS mit folgendem Inhalt: „Leider haben wir keinen Mietwagen gefunden. Informationen über Züge erhalten Sie hier: ‚…ein Link war eingefügt‘. Tickets können Sie beim ADAC einreichen.“ Um 12.14 Uhr erfolgte noch ein Anruf vom oben erwähnten Teamleiter für Pannen in Frankreich in dem er uns nochmals den Inhalt der SMS mündlich bestätigte. Es wäre ja auch Wochenende und Urlaubszeit, da ist es halt schwierig mit Mietwagen und wir würden ja auch alle Kosten bis 500,00 € für die Heimreise ersetzt bekommen. Eine unglaubliche Frechheit, dieses Vorgehen.

Wir standen jetzt da und mussten uns irgendetwas einfallen lassen, um hier (aus einem Gewerbegebiet) wegzukommen, wertvolle Gegenstände aus dem Wohnmobil mitzunehmen, Kleidung einzupacken und die Lebensmittel aus dem Kühlschrank zu retten. DANKE ADAC, da fragt man sich wofür eine PLUS-Mitgliedschaft gut sein soll!!!

Die Werkstatt war inzwischen wie erwartet geschlossen. Erfreulicherweise durften wir vorm Schließen sogar noch unsere Toilettenkassette bei der Werkstatt leeren.

Das war zunächst das Ende der Kommunikation seitens des ADAC

Mit Bahnreisen haben wir als Wohnmobilreisende eigentlich nichts am Hut. Somit kennen wir uns da auch nicht wirklich aus. Aber ein Mietwagen selbst organisieren wollten wir in der Kürze der zeit auch nicht.

Unsere Idee war, an diesem Samstag noch irgendwie in die Nähe von Brüssel zu gelangen. Wir haben dort Familie. Im Unterschied zum ADAC konnten wir hier garantiert Hilfe erwarten. Nach einem kurzen Anruf war dieser Punkt auch geklärt und wir hatten unsere Ankunft angekündigt. Eine genaue Uhrzeit war aber noch völlig unklar.

Hätten wir frühzeitig vom ADAC Bescheid bekommen, dass wir keinen Mietwagen bekommen, wäre die Reise nach Brüssel recht unkompliziert gewesen. Von Valenciennes gibt es eine direkte Zugverbindung nach Brüssel, die aber an diesem Tag zeitlich nicht mehr möglich war. Somit wollten wir zunächst zum Bahnhof nach Valenciennes kommen, um dort direkt vor Ort ein Ticket für eine Fahrt nach Brüssel zu kaufen.

Zuvor haben wir aber in Eile Einiges zusammenpacken müssen. Zum Glück haben wir im Wohnmobil immer zwei Rucksäcke* mit etwa 20 l Volumen und zwei recht große Einkaufstaschen. Zudem haben wir beide noch eine Umhängetasche*, in denen auch noch ein wenig Platz war. Vollgepackt mit den wertvollen Dingen, eine wenig Garderobe, Regenjacken und etwas Trinkwasser mussten wir uns auf den Weg machen zur nächsten Bushaltestelle. Glücklicherweise war hier am Stadtrand im Gewerbegebiet eine Haltestelle nur 200 Meter entfernt. Der Bus fuhr direkt zum Bahnhof von Valenciennes. Wir mussten aber noch 15 Minuten warten.

Mit Bus, Bahn und Metro nach Brüssel

Schwer bepackt sind wir nach 20 Minuten Busfahrt am Bahnhof von Valenciennes angekommen und direkt zum Schalter. Wir wollten den nächsten Zug nach Brüssel. Leider fuhr erst wieder eine Möglichkeit um 15.48 Uhr. Diese Verbindung ging über Lille und Tournais nach Brüssel Midi. Insgesamt sollten wir mit dieser Verbindung erst um 19.48 Uhr in Brüssel ankommen. Dies war also unsere frühst mögliche Ankunftszeit in Brüssel. Sowohl im verschlafenen Valenciennes als auch in Lille hatten wir fast eine Stunde Wartezeit. In beiden Bahnhöfen gab es keine Schließfächer, so dass wir die ganze Zeit unsere schweren Gepäckstücke schleppen und auf sie aufpassen mussten.

Am Gare du Midi in Brüssel angekommen mussten wir schnell noch Tickets für die Metro besorgen. Wir hatten noch eine gut 30 Minuten dauernde Metro-Fahrt vor uns, um an der Zielstation mit dem Auto abgeholt zu werden. Gegen 20.50 Uhr konnten wir endlich wieder ein wenig runterkommen, weil wir an unserem ersten Etappenziel angekommen waren.

DANKE ADAC!!! für den abwechslungsreichen Tag, er hat viel Zeit und noch mehr Nerven gekostet.

Am folgenden Tag mit Koffern und Kühltasche wieder zum Wohnmobil

Früh am Sonntag Morgen haben wir zwei große Koffer und eine geräumige Kühltasche in den privaten Pkw der Familie gepackt und sind direkt wieder zur Werkstatt nach Valenciennes gefahren. Das Wohnmobil stand ja nun eine Nacht in einem sehr abseits gelegenen Gewerbegebiet außerhalb des umzäunten Geländes der Werkstatt. Man denkt dann doch unweigerlich, ob noch alles in Ordnung ist.

Nach 110 km bzw. knapp 70 min Autofahrt kamen wir am Wohnmobil an. Es war alles soweit in Ordnung. Der Kühlschrank lief, konnte jetzt aber ausgeschaltet werden, nachdem wir ihn ausgeräumt haben und alles in die Kühltasche umgepackt hatten. Einige Lebensmittel, die nicht unbedingt gekühlt werden müssen, haben wir noch in einer separaten Klappbox* verstaut, die auch immer im Wohnmobil mitreist. Die geliehenen Koffer waren voll gepackt und die Schränke deutlich geleert. Jetzt musste das Wohnmobil weitere Stunden vor der Werkstatt stehen. Wir hofften das nichts passiert, denn die Alarmanlage wäre von niemandem zu hören gewesen.

Nach weiteren 110 Kilometern mit dem Auto sind wir nach insgesamt knapp 3 Stunden wieder zurück im Haus bei Brüssel. Wir packen die Koffer und die Kühltasche aus. Die zu kühlenden Lebensmittel finden sogar noch irgendwie Platz im häuslichen Kühlschrank. Wir brauchten also nichts entsorgen. Hätten wir nicht diese familiäre Lösung in 110 km Entfernung von der Werkstatt in Anspruch nehmen können (z.B. Abwesenheit) wären alle Lebensmittel in der Mülltonne gelandet.

Der Sonntag war schon wieder weitestgehend verstrichen. Wie gut, dass auch der Montag noch ein Urlaubstag war.

Die Bahnfahrt hatte auch noch ihre Tücken

Die Fahrt nach Hause haben wir schließlich online gebucht, was auch mit kleinen Problemen verbunden war, da schon einige Züge ausgebucht waren. Es war auch nicht in jedem Zug möglich, Sitzplätze zu reservieren. Wir hatten schließlich einiges an Gepäck mitzuschleppen und wollten nicht auf unseren Koffern sitzen, was in Deutschland dann aber tatsächlich passierte.

Am Montag nach einem kleinen Frühstück haben wir uns gegen 10.15 Uhr zur Metrostation bringen lassen um zum Bahnhof Gare du Midi zu fahren. Die Metro ist in Brüssel im Vergleich zum eigenen Auto das schnellere Fortbewegungsmittel. Wir waren beide mit je einem Koffer, einem vollen Rucksack und einer Umhängetasche unterwegs. Insgesamt mussten wir alles dreimal über die Bahnsteige verschiedener Bahnhöfe schleppen.

In Belgien hatte alles wunderbar funktioniert. Die Rolltreppen im Bahnhof funktionierten und die schweren Koffer konnten halbwegs bequem zu den Gleisen gerollt werden. Wir fuhren sehr komfortabel im Thalys. Angekommen in Aachen sollte sich dies dann ändern. Der von uns angedachte Zug war gestrichen. Die Koffer mussten über Treppen getragen werden. Der Ausweichzug, der an jedem kleinen Bahnsteig hielt, war dann so voll, dass wir tatsächlich auf den Koffern sitzen durften. Die Ankunftszeit hatte sich um eine Stunde nach hinten verschoben.

Anruf des ADAC während der Bahnfahrt

Während der Bahnfahrt hatte es einen Anruf vom ADAC gegeben, den wir überhört hatten. Auf der Mailbox wurde eine Nachricht hinterlassen. Wir sollten dringend beim ADAC unter der uns bekannten Telefonnummer zurück rufen. Beim nächsten Umsteigen haben wir uns eine ruhige Ecke im Bahnhof gesucht und wieder telefoniert. Wir sprachen erneut mit dem Teamleiter, der uns sagte, dass für den Reparaturauftrag noch eine Unterschrift von uns fehlen würde so könne nicht mit der Arbeit begonnen werden. Wir hatten doch schon einen Auftrag unterschrieben!!

„In Frankreich kann ein Auftrag nur erteilt werden, wenn er auch die zu erwartenden Kosten enthält“, sagte uns der ADAC-Mitarbeiter. Das war etwas überraschend und zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Auch nicht online. Er wollte in der Werkstatt nochmals nachfragen, ob es auch ohne diese Unterschrift gehen würde. Wir hatten ja schließlich schon am Samstag einen Auftrag unterschrieben. Nur enthielt dieser noch nicht die genauen Kosten. Kurz danach rief der ADAC wieder bei uns an und teilt uns mit, dass die Werkstatt ein Ausnahme machen würde.

Inzwischen weiß ich, dass dies nicht ganz richtig ist. Ein derartiger Auftrag (mit Voraussichtlichen Kosten und Unterschrift) ist nicht zwingend, wird aber empfohlen. So steht es auf einer Seite vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V.. Auch das hätte der Herr vom ADAC wissen müssen.

Gegen 18.20 Uhr war auch dieser anstrengende Abschnitt unserer Rückreise beendet. Nur noch schnell ins Taxi und nach Hause.

Auch die Abholung haben wir selbst organisiert

Beim ADAC heißt es bezüglich der Plus-Mitgliedschaft :“Kann das Fahrzeug nicht innerhalb von drei Werktagen technisch fahrbereit gemacht werden und es besteht kein wirtschaftlicher Totalschaden, übernimmt der ADAC den Fahrzeugrücktransport. Die direkte Heimreise – mit dem Mietwagen zum Wohnsitz – besteht als Option bereits ab dem Tag nach der Panne, sofern der Schaden nicht behoben werden kann.

Der ADAC übernimmt auch die Organisation zum Rücktransport des Fahrzeuges und bei der Vermittlung eines Hotels.“ Hier in einer Pressemitteilung nachzulesen.

Auch bezüglich eines Rücktransportes hätten wir zumindest einen Vorschlag des Automobilclubs aus München erwartet. Uns wurde nur in einem Gespräch mal erwähnt, dass die Kosten für eine Bahnfahrt zur Werkstatt für eine Person übernommen werden. Dies wurde uns aber auch nur gesagt, weil wir gefragt hatten. Ein weiterer hilfreicher Vorschlag blieb aus, so dass wir auch die Abholung selbst organisiert haben. Den Kontakt zur Werkstatt hatten wir gehalten, so dass wir über den aktuellen Stand im Bilde waren.

Das Wohnmobil wurde in der folgenden Woche repariert. Gut dass die Werkstatt auch in der Haupturlaubszeit in Frankreich am Samstag Vormittag geöffnet ist. So haben wir bereits am folgenden Wochenende die Abholung des Wohnmobils inklusive einer Übernachtung bei der Familie in der Nähe von Brüssel selbst organisiert. Erneut haben wir Kosten und Zeit investieren müssen, um das Dilemma einer Panne im Ausland zum Abschluss zu bringen, obwohl unsere ADAC-Plus Mitgliedschaft hierzu dienen sollte.

Über die Online-Schadenmeldung vom ADAC haben wir die uns entstandenen Kosten, die wir nachweisen konnten, eingereicht. Die Kosten wurden nach wenigen Tagen ausgeglichen, obwohl zunächst von Wochen die Rede war und die Kosten oberhalb der eigentlichen Grenze von 500,00€ lagen. Im Schreiben wurde uns auch folgender Satz übermittelt: „Es tut uns leid das die Organisation nicht geklappt hat.“ DANKE dafür.

Fazit

Letztlich hat der ADAC durch unsere Eigeninitiative, ohne die wir ja nicht weiter gekommen wären, viel Geld gespart. Das Nicht-Bereitstellen eines Miet-Fahrzeug, Nicht-Aufklären über den Rücktransport und unseren Verzicht auf Übernachtungen hat deutlich mehr Kosten eingespart, als die Kosten, die wir erstattet bekommen haben.

Nach meiner Recherche kostet nur ein Mietwagen ( z.B. Kleinwagen wie Fiat 500) von Valenciennes bis zu unserer Heimatstadt schon 60 Prozent mehr als die gesamten Kosten inklusive der Abholung, die wir erstattet bekommen haben.

Da fängt man schon an, sich Fragen zu stellen. Keineswegs vergessen wir den Stress und den enorm hohen zeilichen Aufwand, der sowohl für das Ausräumen des Wohnmobils, die Rückreise und die Abholung erforderlich waren! Mit einem Mietwagen wäre uns sehr vieles erspart geblieben!

Unser Erlebnis scheint jedenfalls nicht so ungewöhnlich zu sein, wie gedacht. Mittlerweile habe ich mir mal die Mühe gemacht und auf Online-Bewertungsportalen nach dem ADAC gesucht. Anscheinend kommt Ähnliches doch häufiger vor.

HONI SOIT QUI MAL Y PENSE – Ein Schelm wer dabei Böses denkt.

Ich habe diesen Text aus persönlichem Interesse heraus geschrieben, um die vielen Unannehmlichkeiten nicht zu vergessen oder im Rückblick sogar zu beschönigen.

Gibt es jemanden, der in einer ähnlichen Situation ohne zu zögern einen Mietwagen bekommen hat oder gar alle Zusagen, wie sie vom ADAC beschrieben werden, eingehalten wurden? Wer in den vollen Genuss des ADAC Plus Paketes gekommen ist, oder Ähnliches wie wir erlebt hat, kann gern einen Kommentar hinterlassen.

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